Eine Brille verändert das Leben. In den Industrieländern ist diese Binsenweisheit kaum jemandem bewusst. Denn hier ist eine gute augenoptische Versorgung gegeben. In weniger entwickelten Ländern gilt der Satz umso mehr. „Dort ist die Brille die Voraussetzung für eine positive Entwicklung“, sagt Michael Weber, Mitglied im Verein „EinDollarBrille“, am Freitag (13. September) bei einem Vortrag im Bürgertreff.
Der Referent, Realschullehrer in Neuendettelsau, kennt Zahlen. Über 40 Prozent der Menschen weltweit bräuchten eigentlich eine Brille, um gut zu sehen. Aber etwa eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu Augengläsern – weil es in ihrem Lebensumfeld keinen Augenoptiker gibt oder Brillen schlicht zu teuer sind. Die Folgen sind gravierend: sehbehinderte Kinder kommen in der Schule nicht mit und bleiben ungebildet, Arbeiter*innen mit Sehschwäche verlieren ihren Job, Frauen können für ihre Familien nur noch eingeschränkt arbeiten. Ein Beispiel ist Suzanne aus Brasilien, Mutter von vielen Kindern, Enkeln und Urenkeln. „Endlich kann ich wieder für meine Familie nähen – das konnte ich schon zehn Jahre nicht mehr“, sagte sie, nachdem sie eine EinDollarBrille erhalten hatte.
Die EinDollarBrille, entwickelt von dem Erlanger Lehrer Martin Aufmuth, ist ein Hoffnung spendendes Projekt in einem Dutzend Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. 650.000 Menschen sind inzwischen damit ausgestattet und es werden jährlich Hunderttausende mehr. Denn der Verein baut die Infrastruktur auf, damit die Wertschöpfung in den Projektländern geschieht: von den Sehtests bis zur Herstellung der Brillen. Dafür werden Fachkräfte ausgebildet. „Der Verein leistet Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Weber. Die Brillen selbst kosten den neuen Besitzern etwa zwei bis drei Tageslöhne, Menschen ohne Einkommen erhalten sie kostenlos.
Einen Dollar etwa kostet das Material für eine Brille. Ein Qualitätsdraht und gute Brillengläser verschiedener Stärken aus China. Gebogen wird der Draht per Handarbeit mit einer Vorrichtung, die Martin Aufmuth entwickelt hat. Michael Weber (im Bild rechts) führte die Handhabung vor. Nach etwa einer halben Stunde ist eine Brille fertig.
Der Verein „EinDollarBrille“ nutzt die Spenden, um die inzwischen Dutzende Projekte zu betreuen; um Fachkräfte auszubilden, mobile Augenstationen zu finanzieren oder Augenoperationen zu bezahlen. Michael Weber ist dem Verein beigetreten, nachdem ihn ein lachendes afrikanisches Kind mit Brille zum Spenden motiviert hatte. Damit er authentisch Botschafter der EinDollarBrille sein kann, hat er selbst einen Biegekurs absolviert.