Eine Eigentümergemeinschaft mit elf Wohneinheiten und Wohnungsgrößen zwischen 33 und 140 Quadratmeter, barrierefrei, lichtdurchflutet und zweckmäßig. Das klingt konventionell – ist es aber nicht. Denn die Wohnanlage der LebensRaum Petersaurach e.V. besticht durch einen Mehrwert: Gemeinschaft fördern, Gemeinschaft leben, Gemeinschaft entwickeln. Davon haben Flavia Paternostro und Markus Hübner am Freitag (21. Februar) im Bürgertreff Neuendettelsau berichtet.
Nun gut, die elf Wohneinheiten gehören jeweils einem Eigentümer bzw. einer Eigentümerin und die gesamte Anlage einer Eigentümergemeinschaft, die sich von einer Hausverwaltung betreuen lässt. Allerdings steckt hinter dem Wohnprojekt ein Verein, der eine klare Orientierung hat: sich gegenseitig zu unterstützen, sich zu öffnen für die Nachbarn und die Dorfbewohner, Inklusion zu leben. „Das klappt schon ganz gut“, berichtete die Vereinsvorsitzende Flavia Paternostro. „Wir helfen uns gegenseitig und laden zu uns ein.“ Zum Wohnprojekt gehört unter anderem ein Gemeinschaftsraum, in dem sich die Bewohner regelmäßig treffen, und eine „Rolli-WG“ für Menschen mit Behinderung.
Der Weg zum Wohnprojekt war nicht einfach, wie die Vorsitzende und ihr Mann Markus Hübner berichten. Von den ersten Visionen, die schon etwa 20 Jahre zurückliegen, bis zur Gründung des Vereins 2019 flossen viele Ideen durch die Köpfe der Interessierten. 17 Personen gründeten schließlich die Baugruppe als Gesellschaft bürgerlichen Rechts, um die Ideen in die Tat umzusetzen. Grundstückskauf, Architektenwettbewerb, Planung, Finanzierung, Realisierung gemeinsam mit einem Generalunternehmer. Zwei Schocks waren zu verdauen, weil unvorhergesehen ein zusätzlicher Kanal verlegt werden musste und eine KfW-Förderung ausfiel. Dafür gab es eine Förderung von der „Aktion Mensch“ für die „Rolli-WG“. „Wir hatten viel Glück“, bilanziert Markus Hübner. „Aber wir haben auch viel gekämpft“, ergänzt seine Frau. Vor ziemlich einem Jahr wurde die Wohnanlage bezogen, inzwischen sind auch die Außenanlagen fertig.
„Das Projekt begeistert. Es könnte auch Vorbild für Neuendettelsau sein“, meint Jürgen Frercks, der die Protagonisten des Lebensraums Petersaurach in den Bürgertreff eingeladen hatte. Schon lange überlegten Familien in Neuendettelsau, wie die Vorstellungen von lebendigen Wohnprojekten umgesetzt werden könnten. Er erhoffe sich Impulse durch das gelungene Beispiel in der Nachbargemeinde.