Aktiv für die Integration

Der Bürgertreff ist jetzt auch ein Ort der Begegnung mit Geflüchteten aus Afghanistan. Am Sonntag (7. Januar) kamen Männer, die als ehemalige Ortskräfte deutscher Institutionen in Afghanistan mit ihren Familien in Neuendettelsau einen neuen Wohnort gefunden haben, bei einer “Lounge am Nachmittag” mit Einheimischen zusammen. Es war ein interessanter Austausch bei Tee und Gebäck.

Nach einer Vorstellungsrunde drehten sich die Gespräche nicht zuletzt um den Themenkreis Integration. In den vergangenen zwei Jahren kamen die afghanischen Familien auf der Flucht vor den Taliban nach Deutschland und versuchen hier Fuß zu fassen. Zumeist für Berufe in ihrer Heimat gut ausgebildet, ist jetzt die Sprache das größte Hindernis für eine qualifizierte Arbeitsstelle. Deswegen besuchen die Eltern Sprachkurse, die Kinder gehen in die Schule oder in die Kita. “Für uns ist es hier sehr schwer”, berichtete ein 43-Jähriger. “Aber unseren Kindern steht die Zukunft offen.”

Ein ehemaliger Verwaltungsrichter schilderte die für ihn dramatische Zeit zwischen der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan und seiner Ankunft in Deutschland. Er musste untertauchen, weil die neuen Machthaber nach ihm suchten und ihn möglicherweise getötet hätten. Schließlich gelang ihm und seiner Familie der Grenzübertritt nach Pakistan, von wo aus er nach Deutschland ausgeflogen werden konnte. Aus politischen Gründen musste er fliehen, aber wirtschaftlich sei es seiner Familie in der alten Heimat besser gegangen, sagte er. Eltern und Verwandte leben weiterhin unter den Taliban-Regime. Die Zukunft seines Heimatlands könne er sich überhaupt nicht ausmalen.

Die Geflüchteten bemühen sich, in Sprachkursen sich so weit zu qualifizieren, dass sie zertifizierte Prüfungen erfolgreich ablegen können. Mehrere haben zudem Arbeit gefunden in einfachen Dienstleistungen, um aktiv ihre Integration zu befördern. Dass es großer Anstrengungen bedarf, die Geflüchteten in die Dorfgemeinschaft aufzunehmen, machte Manfred Riedel vom Unterstützerkreis deutlich. Er berichtete von den Schwierigkeiten, die durch das Zusammenwirken kultureller Unterschiede und deutscher Bürokratie entstehen. Diese könnten nur mit Beharrlichkeit, Überzeugungskraft und Unterstützung Ehrenamtlicher aufgelöst werden.

Die jüngste “Lounge am Nachmittag” war das dritte Zusammentreffen. Wenn möglich, soll die offene, zwanglose Veranstaltung jeden Sonntag zwischen 15 und 17 Uhr im Bürgertreff stattfinden.

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