Krokodile aus dem Drucker

Das überlange Krokodil sieht aus wie Spielzeug für ein Kleinkind – ein fein ausgearbeiteter Kopf, ein Stummelschwanz und dazwischen etwa zwei Dutzend Glieder und vier ausladende Beine. Das Tier aus Kunststoff ist beweglich wie eine Kette. Da hat sich jemand viel Arbeit gemacht und die Glieder akkurat zusammengesteckt, denkt sich der Betrachter. Doch Frank Neumann-Staude korrigiert diese Vorstellung: hier hat lediglich sein 3D-Drucker gearbeitet. Die Zuhörenden bei seiner Präsentation am Freitag (26. April) im Bürgertreff sind erstaunt.

Für den Laien steckt ein 3D-Drucker voller Geheimnisse. Wie ist es möglich, dass eine Maschine mit einer Düse an einem beweglichen Druckarm einen dünnen Kunststofffaden in ein stabiles Gebilde verwandelt. Dazu noch, wie im Fall des Krokodils, in eine Art Kette mit beweglichen Gliedern? Frank Neumann-Staude klärt auf. Die dreidimensionale Zeichnung des Krokodils ist im Computer entstanden. Mit einem speziellen Programm (Slice) werden die Daten in einer Druckmatrize umgesetzt und anschließend eben gedruckt. Dabei wird ein Kunststoffaden erwärmt und das dann flüssige Material Schicht um Schicht aufgebracht. „Etwa sechs Stunden hat der Drucker gearbeitet“, berichtet der Referent.

Über Bauteile aus dem Drucker hört man seit mehreren Jahren. Die Medizintechnik baut damit etwa individuelle Hüftgelenke, Konditoren produzieren Dekorationen aus Schokolade, Werkstätten stellen Ersatzteile her, inzwischen gibt es erste Häuser, deren Rohbau ein riesiger Betondrucker hergestellt hat. „Für Einzelteile und Kleinserien, aber auch für Prototypen ist der 3D-Druck eine kostengünstige Herstellungsweise“. sagt Frank Neumann-Staude. Und das nicht nur aus Kunststoff (oft mit Kohlefasern, Holz oder Metallen versetzt), sondern auch aus verschiedenen Metalllegierungen oder Kunstharzen.

Die Forschung für den Druck von Bauteilen ist etwa 50 Jahre alt. Zuerst wurde mit teuren Geräten experimentiert, die sich nur große Firmen und Institute leisten konnten. Als schließlich günstige Kleinstcomputer auf den Markt kamen und Lasertechnik billig aus China importiert wurden, waren 3D-Drucker auch für interessiert Bastler erschwinglich. Frank Neumann-Staude erwarb vor acht Jahren seinen ersten und sammelte damit Erfahrung. Derzeit arbeitet er mit seinem dritten Gerät. Dass dieses mehr kann als das Krokodil aus Kunststoff, hat er mit einem Gefäß bewiesen, das in einem Staubsauger den Auffangbeutel ersetzt. Und mit einem Halter, mit dem man eine Fahnenstange an einem Fahrrad sicher befestigen kann.

Er ist überzeugt, dass die Entwicklung des 3D-Drucks rasant weitergehen und irgendwann zur Selbstverständlichkeit werden wird. Auch wenn sich nicht jeder Haushalt so ein Gerät anschaffen wird. Aber für Gemeinschaftswerkstätten und Reparaturtreffs, meint Frank Neumann-Staude, sei ein 3D-Drucker ein interessantes und hilfreiches Werkzeug.

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