Vortrag und Diskussion über das Thema “Bürgerbus”

“Braucht Neuendettelsau einen Bürgerbus?” Nach einer Veranstaltung des Bündnis für Familie im Bürgertreff lässt sich diese Frage (noch) nicht beantworten. Der Wunsch nach einer besseren Mobilität ist zwar vor allem bei Seniorinnen und Senioren vorhanden. Doch lassen sich diese Bedürfnisse mit einem individuellen Fahrdienst wirklich stillen? Und wäre ein Bürgerbus nicht eine Konkurrenz zu den bestehenden Angeboten wie Taxi, öffentliche Buslinien, Zug und Einkaufsbus?

In Markt Erlbach (Kreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) ist der Bürgerbus seit fünf Jahren ein Erfolgsmodell. Durchschnittlich nutzen knapp 400 Frauen und Männer überwiegend im Rentenalter das Angebot. Sie lassen sich nach einem Anruf direkt an der Haustür abholen und zu ihren Zielen bringen: Arztpraxis, Apotheke, Kaufladen, Friedhof, Seniorentreff, Rathaus oder Zugstation. Nur zu Zielen innerhalb der Gemeindegrenzen. Die Fahrten sind umsonst, die meisten Passagiere geben allerdings gern eine kleine Spende. Der Gemeinde als Betreiber kostet der Bürgerbus jährlich maximal 5000 Euro, berichtete Sebastian Gaukler, der Geschäftsleiter im Rathaus.

So kostengünstig ist der Bürgerbus, weil Ehrenamtliche die Organisation leisten und hinterm Steuer sitzen. 14 Frauen und Männer sind im Team, das das individuelle Mobilitätsangebot von Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 17 Uhr aufrecht hält. Außerdem gibt es gelegentlich Spenden von Kreditinstituten. Den Kleinbus, der auch Platz hat für Geh- und Kinderwagen bietet, angeschafft hat die Kommune vor fünf Jahren. Laut Sebastian Gaukler bewährt sich das Angebot jeden Tag: weil Senioren selbstbestimmt leben können, weil sie mobil bleiben und weil das Fahrpersonal oft Gesprächspartner der Fahrgäste ist.

Mehrere Kommunen haben das Bürgerbus-Modell von Markt Erlbach übernommen. Ob das auch in Neuendettelsau gelingen kann, ist offen. In der Diskussion wurde der Wunsch nach Fahrten zu Arztpraxen und Kliniken außerhalb des Orts geäußert. Es kamen Bedenken, man könnte den Buslinien und den Taxiunternehmen Einnahmen beschneiden. Es wurde Skepsis geäußert, ob der Gemeinderat voll hinter diesem Angebot stünde und die Anfangsinvestition in ein Fahrzeug finanzieren würde.

In Neuendettelsau gibt es seit über 25 Jahren den “Einkaufsbus”, der dreimal in der Woche – montags und freitags am Nachmittag, mittwochs am Vormittag – bestimmte Haltestellen im Ort abfährt und den Einkaufsmarkt Besenbeck als Ziel hat. Eingerichtet sind seit wenigen Jahren in den Gemeindeteilen “Mitfahrerbänke”. Beide Angeboten werden offenkundig eher wenig genutzt. Im Verkehrskonzept von 2002, das sich auch mit dem öffentlichen Personennahverkehr beschäftigt hat, wird bereits ein Bürgerbus für Neuendettelsau empfohlen. Die Parallele der Empfehlung zum Markt Erlbacher Bürgerbus ist nicht von der Hand zu weisen.

Das Bündnis für Familie hat mit der Veranstaltung den Impuls geben wollen, das im Seniorenbeirat angesprochene Thema “Bürgerbus” anhand von Erfahrungen weiter zu diskutieren. Dass Mobilität für die zunehmende Zahl von Senioren in der Bevölkerung ein zentrales Thema der Dorfgesellschaft ist, hatte schon im März der Vortrag des Integrationsbeauftragen im Landkreis, Klaus Miosga, über die Bürgergemeinschaft “Hand in Hand” in Dinkelsbühl gezeigt.

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