Wohlbegründet vergnügt

80 Minuten gespannte Stille. Kaum ein Räuspern im Publikum. Ein kurzes befreiendes Lachen, wenn’s mal heiter wurde. Claudia Dölker und Hartmut Scheyhing hielten die rund 90 Gäste in ihrem Bann, als sie am Mittwochabend (2. April) die Dichterin Mascha Kaléko und den Komponisten Arvo Pärt im Musiksaal des Laurentius-Gymnasiums zu einer eindrucksvollen Musikalischen Lesung vereinten. Die poetische Reise durch das von Vertreibung geprägte Leben war Kunstgenuss mit Tiefgang.

In der Reihe „Lichtgestalten“ des Bündnis für Familie war der Abend mit dem Ansbacher Künstlerpaar ein Highlight der besonderen Art. Claudia Dölker und Hartmut Scheyhing inszenierten die Lesung – deren Titel „Sozusagen grundlos vergnügt“ ist einem Gedicht entlehnt – ähnlich einem Stück Musiktheater. Mal einfühlsam, mal kraftvoll die Rezitation, teils zentrale Sätze wiederholend und so dem Publikum einschärfend. Mal harmonisch, mal kontrastvoll die Musik von Arvo Pärt. Scheyhing, auch Musiker und Komponist, hat sie entsprechend bearbeitet, damit sich Kalékos Texte und Pärts Musik miteinander verweben. Mit den Erfahrungen langjähriger Engagements an mehreren deutschsprachigen Bühnen macht das Künstlerpaar dieses Format zu einem Kunstgenuss.

Mascha Kaléko erblickte im Jahr 1907 in Galizien, heute Polen, das Licht der Welt. Auf der Flucht vor dem ersten Weltkrieg übersiedelte die Familie nach Deutschland. Mit ihrem Sohn und zweiten Ehemann flüchtete sie vor den Nationalsozialisten 1938 in die USA, wo sie sich nie heimisch fühlte. Weitere Lebensstation war Israel. Ihre Rückkehr nach Berlin, wo sie glückliche Jugendjahre verbracht hatte, erlebte sie nicht mehr. Sie starb 1975 in Zürich. Arvo Pärt ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten. Fast 90-jährig lebt er in Estland.

Der Abend entstand in Kooperation des Bündnis für Familie mit dem Laurentius-Gymnasium. Schulleiter Dr. Joachim Dengler sagte in seiner Begrüßung, dieser literarische Abend bereichere das Schulleben und öffne die Türen für ein breites Publikum. Deutsch-Fachschaftsleiter Thomas Winterstein zeichnete die Bedeutung von Mascha Kaléko in der deutschen Literatur nach und präsentierte das neue Deutsch-Lehrbuch für die Oberstufe. Dessen Umschlag ziert ein Bild der Dichterin.

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